Wo das Herz wäre…..

Diese Experimentalreihe besteht aus zehn Aquarellen zu dem Thema:
„Wo das Herz wäre…..“

Wo das Herz wäre………: Ein Experiment mit Rot und Grün

Es gibt unzählig viele Möglichkeiten an das Schaffen eines Kunstwerks heranzugehen. Aus diesen auzuwählen ist eine Aufgabe der bewussten Auseineandersetzung mit der Vorgehensweise und ihren Auswirkungen, denn jede Art der Inangriffnahme eines Werkes bedingt bestimmte Resultate, die zusammen mit anderen Faktoren ein komplexes System bilden, in dem zumindest einige Komponenten bewusst gehandhabt werden können.

Nätürlich ist damit nicht gemeint, dass ein Werk nicht vollständig durchgeplant werden könnte und jedes Teilstück oder jede Tätigkeit einer bestmmten Vorbestimmung, die vom Künstler getroffen wurd, folgt. Bewegen wir uns in einer Spannbreite, deren Eckpfeiler zwei Gegesätze sind. Einerseits die völlig offene Herangehensweise, die aber zumindest Material oder Körper benötigt, um in Erscheinung zu treten und andererseits die vollkommene Determination im Vorfeld. Verschiedene Künste benötigen unterschiedliche Herangehensweisen innerhalb dieses hier aufgespannten Gebietes.

Es dürfte nun nicht gleichgültig sein, in welcher Art und Weise an das Werk herangegangen wird. Da die Formen der Zugehensweise nahezu unendlich scheinen, soll hier ein Beispiel beleuchtet werden: Betrachtet werden soll immer der Künstler im Zusammenhang mit dem zu Schaffenden, denn sie sind untrennbar miteinander verbunden. Ergäbe sich eine Loslösung des Malers von seinem Bild durch eine gewisse Objektivierung durch den Einsatz bestimmter objektiver Techniken, die den Ausdruck des Bildes mitbestimmen? Diese Art von Loslösung oder auch Entindividualisierung des Kunstwerkes wird allgemein angestrebt. Jedoch ist jede Künstlerbiografie ein Ausdruck individuellen Fortschreitens, sodass eigentlich eine Loslösung eines Werkes von der Persönlichkeit des Künstlers undenkbar scheint. Das Nachdenken über die Herangehensweisen an ein Kunstwerk ist also gleichzeitig eine Reflexion des Künstlers über sich selbst. In diesem Prozess sind aber objektive Wirkungen bestimmter Handlungen als Beeinflussungsmöglichkeit des künstlerischen Ergebnisses von Bedeutung. Für das Ergebnis spielt es eine Rolle, ob der Künstler eine bis ins Kleinste von ihm ausgearbeitete Idee umsetzt oder sich den größten Spielraum lässt, indem er sich mit allen Farben vor einen Malgrund setzt und seinen spontan auftretenden Ideen und Bedürfnissen folgt. Die erste Art möchte ich als eher intellektuelle, bei der das Werk von der fertigen Grundannahme aus ausgearbeitet wird, die zweite als spontane emotionale Ideenverarbeitung, die eine Ideenbildung im Fluss hält und sie aber durch die Gestaltungsmittel beeinflusst, bezeichnen. Je nach Art der Gestaltungsmittel entstehen andere Beeinflussungen. Eine bestimmte begonnene Form fordert das weitere Vorgehen im Großen wie im Kleinen. Ebenso verhält es sich mit den Farben.

Eine spezifische Herangehensweise soll zeigen, welche Entscheidungen im Kunstprozess immer wieder getroffen werden müssen und welche Ergebnisse dadurch möglich sind. Zuerst ensteht spontan eine Idee als kleine notizartige Zeichnung. Im Anschluss daran ist das Thema klar. Es lautet „Wo das Herz wäre!“ und stellt einen Oberkörper mit Hand, Kopf und Gesichtsausdruck dar, in dessen Herzgegend eine Stelle ausgespart ist, in der sich etwas Anderes befinden kann. Eine erste Annäherung an das Thema soll mit Aquarelltechnik geschehen, mit der sehr schnell gemalt werden kann. Die Farbwahl gestaltet sich hier nicht sehr anspruchsvoll, da die Figur die Aussage trifft und weniger die Farbe. Diese hat die Aufgabe die Aussage zu ergänzen. Die ersten Bilder werden mit der Farbe Rot gemalt als Zeichen des Egos. Das Rot zeigt auch tatsächlich eine Übertriebenheit und wirkt auf den Betrachter unsympathisch. Die ausgesparte Stelle wird mit Grün behandelt um das Rot zu verstärken. Die Versuchsreihe sollte anfänglich zeigen, wie die Figuren in verschiedenen Farben wirken. Dabei wird das Thema absichtlich immer wieder neu und frei gemalt. Hier könnte ein Einfluss der Farbe auf die Malweise festgestellt werden. Im Verlauf der Versuchsreihe stellte sich heraus, das das Hinzubringen weiterer Farben oder der Wechsel von Farben dazu führt, dass bestimmte Veränderungen nicht mehr sichtbar sind. Daher wurde sich auf die Farben Rot und Grün beschränkt. Es liegen also hier massive Einschränkungen vor:

Das Format 18 x 24
Die Papierqualität: Aquarellpapier für Studienzwecke 150 g, Vang Nr. 33235
Die Farben Rot und Grün (die genaue Nuance ist auf den Bildern vermerkt)
Es werden wasservermalbare Wachsmalstifte verwendet, deren Farbton in einem Blechetui vorgegeben ist. Es handelt sich um eine Auswahl der Firma Caran d‘Ache aus 126 Farben, die von ihr in dieser Qualität hergestellt werden.

Mit diesen Vorgaben wurde das Motiv wiederholt.

Beim ersten Bild wurde beim Kopf angefangen zu malen, bei zweiten beim Körper, dies übte bereits einen Einfluss auf die Figuren aus. Das dritte Bild wird jetzt bei der Aussparung angefangen werden. Bei welchem Motiv angefangen wurde, ist auf den Bildern vermerkt. Im Verlauf des Malexperimentes wurden Feststellungen getroffen:

Im Hinblick auf die Frage: Welche Regelmäßigkeiten treten auf? Ergeben sich folgende Beobachtungen:

Mehr objektiv (Es wird angenommen, dass dies in jedem weiteren Versuch dieser Art, auch wenn andere Maler ihn durchführen, so sein wird.):

Diejenige Figur, die zuerst gemalt wird, wird größer.
Im Verlauf der Entstehung der Bilder kommen Ideen auf.

Mehr subjektiv:

Nach der Farbumdrehung Hintergrund-Figur ist das Bedürfnis nach einer Frisur und kleinen Linienverstärkungen in der Kontrastfarbe verschwunden.
Bezüglich der Farbgebung kommt Antipathie auf.
Im weiteren Verlauf wird bei Versuch 7 die Aussage durch orangegelb erweitert.

Die Bilder geben Anlass zur weiteren Analyse. Zum Beispiel könnte der Einfluss des Gesichtsausdrucks auf die Farbe betrachtet werden.

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