Der Zwilling – was hat es auf sich mit dieser farbigen Plastik?

Hier beschreibe ich in einer kleinen Geschichte den Hintergrund der Plastik Zwilling. Die Idee zu dieser Form geht auf mein Projekt „Das Abendmahl von Leonardo da Vinci“ zurück. In den Jahren 2017, 2018 und 2019 plastizierte ich alle Figuren des wohl berühmtesten Gemäldes der Kunstgeschichte in lebensgroßen Büsten. Dabei achtete ich auf größtmögliche Übereinstimmung der Formen mit den Linien und Helldunkelqualitäten im Bild.
Leonardo da Vinci, Das Abendmahl

Der Grund meiner Arbeit war eine Forschungsfrage. Sie lautete: Können die einzelnen Apostel mit dem Tierkreis in Verbindung gebracht werden? Dazu studierte ich die vorhandene Literatur und bezog mich in meiner plastischen Arbeit auf Angaben Rudolf Steiners zum Tierkreis. Tatsächlich fand ich durch meine plastische Arbeit, also durch Tat und Anschauung eine große Anzahl von Beziehungen.

Diese Beziehung war Grundlage für meine Plastik „Zwilling“.
Abstrakte Plastik mit dem Namen "Zwilling"

Während ich an den naturalistischen Portraits arbeitete, überkam mich das Bedürfnis nach Abstraktion. Ich fing an die einzelnen Figuren nach ihrer Tierkreiszuordnung und nach dem, was ich herausgefunden hatte zu abstrahieren. Die Plastik „Zwilling“ bezieht sich auf den Apostel Matthäus. Es ist der dritte von rechts.
Matthäus aus dem Abendmahl von Leonardo da Vinci

Der Zwilling ist den Schultern zugeordnet. Das findet sich schon in alten mittelalterlichen Schriften. Matthäus hat auf dem Bild von allen Aposteln die breitesten Schultern, die auch noch mit Puffärmeln verstärkt wurden und dazu hat er eine auffallende Schwere. Dazu passt hervorragend das Sternzeichensymbol des Zwilling. ♊️ Was also lag näher als dieses Symbol zur Abstraktion der Figur zu benutzen? Letztendlich entstand diese Figur als eine fest auf der Erde stehende, die Schultern tragende, wobei die Schultern bereits nach oben ins Engelhafte streben. Das Symbol des Zwilling gilt natürlich nicht nur für den Menschen. Diese Inhalte sind sehr groß und überaus umfangreich.

Die Plastik ist eine Tonplastik, gefertigt in Plastiziertechnik, also mit kleinen Tonklümpchen in verschiedenen Größen aufgebaut. So entsteht die Möglichkeit an der Form intensiv zu arbeiten und das war bei dieser Figur unbedingt notwendig. Nach dem Brand hatte sie einen Spannungsriss in der Bodenplatte. Das hieß für mich: Sie ist nicht fertig, sie steht nicht richtig. Solche Zufälle betrachte ich immer als Hinweise und Richtungsgebung. Also brauchte sie noch eine weitere Bearbeitung. Dadurch bekam sie dann ihre Farbe.

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